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Vera Gniffkegepostet: 3 Februar, 2023 / bearbeitet: 16 März, 2023
In den nächsten Wochen möchte ich mich etwas näher mit Teresa von Avila beschäftigen.
Sie war eine recht moderne Frau - „modern“ im positiven Sinne:
Eine Nonne, die sich ihre eigenen Gedanken gemacht hat und immer und recht selbstkritisch nach der Wahrheit gesucht hat - aber auf eine sehr warme und menschliche Art.
Mir gefällt an ihr besonderes, dass sie unglaublich viel Humor besessen hat und Jesus als besten Freund ihres Lebens verstanden hat.
Ich versuche dieser charmanten und eloquenten Nonne in einem Skizzenbuch jeden Tag näher auf die Spur zu kommen.
Das dürfte großen Spaß machen…
Hier ihr Gebet vom Älterwerden, mit dem ich meine Entdeckungsreise über Teresa starten möchte:
„O Gott, Du weißt besser als ich, dass ich von Tag zu Tag älter und eines Tages alt sein werde. Bewahre mich vor der Einbildung, bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema etwas sagen zu müssen.
Erlöse mich von der großen Leidenschaft, die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen.
Lehre mich nachdenklich aber nicht grüblerisch, hilfreich aber nicht diktatorisch zu sein. Bei meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheit erscheint es mir ja schade, sie nicht weiter zu geben - aber Du verstehst, o Gott, dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte.
Bewahre mich vor der Aufzählung endloser Einzelheiten und verleihe mir Schwingen zur Pointe zu gelangen. Lehre mich Schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden. Sie nehmen zu und die Lust sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr. Ich wage nicht die Gabe zu erflehen, mir die Krankheitsschilderungen anderer mit Freude anzuhören aber lehre mich sie geduldig zu ertragen.
Lehre mich die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann. Erhalte mich so liebenswert wie möglich. Ich möchte kein Heiliger sein - mit ihnen lebt es sich so schwer - aber ein alter Griesgram ist das Krönungswerk des Teufels.
Lehre mich an anderen Menschen unerwartete Talente zu entdecken und verleihe mir, o Gott, die schöne Gabe sie auch zu erwähnen. Amen“
Man sieht: es beginnt schon sehr lebendig und fröhlich. ; -)
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Nachtrag:
Hier zu sehen ist eine der Zeichnungen aus eben jenem Skizzenbuch, das sich noch immer im Entstehen befindet (Stand: 16.3.23).
Sie bezieht sich auf den von Teresa in ihren Schriften verwendeten schönen Begriff „Suavidad“ (Sanftheit).
Zeitgenossen berichteten zudem, dass Teresa selbst genau jene Gabe der „Suavidad“ in hohem Maße besessen haben muss: Sie konnte sich sehr gut anpassen.
Die Spanier von Damals sprachen diesbezüglich auch von der „Eigenschaft der Goldseide“: die zu eben allen Farbschattierungen passen würde.
Im Bildlein habe ich deshalb auch einen Seidenspinner eingefügt. ; -)